Virtuelles Wasser
Was ist das denn? Und dann auch noch ein Schülerwettbewerb?
Kürzlich ist in Stockholm die internationale Wasserwoche zu ende gegangen. Der englische Geograph John Anthony Allan bekam dort den Stockholmer Wasserpreis für die Entdeckung des virtuellen Wassers verliehen. Mit virtuellem Wasser wird die Wassermenge bezeichnet, die zur Produktion eines Gegenstandes benötigt wird.
Für 1 kg Rindfleisch benötigt man beispielsweise 15.000 l virtuelles Wasser, wobei nur 155 l reales Wasser verbraucht wird. Ich brauche schließlich Futtermittel und dergleichen für mein Rind. So wird verständlich, dass die Produktion in regenreichen Gebieten besser für die Wasserbilanz ist, als die Produktion in regenarmen Regionen.
Beobachten wir also mal Jan Müller (18, Oberstufenschüler) am Tag seiner Matheklausur ein wenig näher. Vor der Schule gibt es natürlich Frühstück. Bis dahin hat Jan schon ca. 9000 l Wasser am Leib. Allein die Jeans verbraucht 5400 l (wenn er gleich seine Schuhe anzieht, läd er bis zu 8000 l dazu). Zurück zum Frühstück: 2 Tassen Kaffee (280 l), ein Teller Müsli (330 l), das Pausenbrot mit Schinken macht noch einmal 330l (bei einem Käsebrot wären es 100 l weniger).
Wie viel unser Freund jeden Tag mit in die Schule schleppt, variiert. Heute hat er das Buch, das sie im Deutschkurs besprechen (352 l), die Daten deutscher Dichtung (400 l) und für den Philosophieunterricht die Vorsokratiker (198 l) dabei. Für die Matheklausur nimmt Jan 200 l extra an Klausurbögen mit (750 l pro kg Papier). Als Stärkung zwischendurch trinkt er noch einmal 170 l. Wie er das macht? Ein Fläschchen O-Saft.
Beim Mittagessen gibt es Reis mit Huhn (ca. 1500 l je nach Rezept) und ein paar Gläser Apfelsaft (190 l je Glas). Nach den Hausaufgaben treffen sich noch ein paar Freunde in der Stadt auf einen Tee (30 l je Tasse). Auf dem Nachhauseweg gibt es noch Hamburger für 2400 l das Stück und abends wieder Brote und ein Bier (75 l).
Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche ca. 4000 l virtuelles Wasser pro Tag. Amerikaner bringen es sogar auf 6000 l und Vegetarier sparen 2400 l pro Tag durch den Verzicht auf Fleisch. Wenn Ihr uns nicht im Internet lest, haltet Ihr gerade etwa 75 l in den Händen.
Die Vereinigung Deutscher Gewässerschutz e. V. (VDG) hat es sich zum Ziel gemacht, das Thema virtuelles Wasser in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Auf der Website der VDG gibt es einen Ideenwettbewerb für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren. Unter dem Motto „ich sehe Wasser, was du nicht siehst“ können noch bis zum 31. Oktober Beiträge eingereicht werden. Von der Durchführung und Dokumentation von Projekten über Filme zum Thema bis hin zur Gestaltung von Werbeanzeigen ist alles möglich. Info gibt es unter http://www.virtuelles-wasser.de oder tel. 0228 / 37 50 07.
Ein interessantes Buch zum Thema ist erschienen im Kunstmann Verlag. Fred Pearce: Wenn die Flüsse versiegen, gebunden 400 S. , ISBN 978-3-88897-471-7, 24,90 €