Vielbeinige Mitbewohner, ist Biozid immer der richtige Weg?

(sc). Sommerzeit, Insektenzeit. Sicher wollen wir alle nicht von Mücken zerstochen werden oder uns Borreliose oder Meningitis von irgendwelchen Zecken einfangen. Genauso sind wir im Allgemeinen wenig erbaut darüber, wenn sich Spinne, Maus und Schimmelpilz in der Wohnung breit machen. Der Griff zur Spraydose oder dem Rattengift liegt also oftmals nahe und findet mitunter auch zu häufig statt. Sobald derartige Gifte nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden, spricht man von einem Biozid. Auf dem deutschen Markt gibt es etwa 20.000 Biozid-Produkte, die in vielen Bereichen des privaten oder beruflichen Lebens eingesetzt werden. Dazu zählen Mittel, die gegen Schädlinge und Lästlinge wie zum Beispiel Fliegen, Mücken, Ratten und Mäuse , oder auch solche, die gegen Bakterien und Pilze eingesetzt werden. Diese Organismen können für den Menschen selbst oder für die von ihm bestimmten Prozesse unter bestimmten Umständen schädlich sein.

Das Spektrum der Biozid-Anwendung im Haushalt reicht von Holzschutzmitteln, Insektensprays, Antischimmelfarbe über antibakterielle Putzmittel bis zu Produkten gegen Kleidermotten. Häufig sind allerdings wenig Kenntnisse über die Lebensweise der Schädlinge oder Lästlinge und die unerwünschten Wirkungen der eingesetzten Mittel auf Gesundheit und Umwelt vorhanden. Dadurch werden zu viele und zu oft unnötig Chemikalien eingesetzt. Das Umweltbundesamt betreibt unter www.biozid.info ein Informationsportal für die Öffentlichkeit, in dem das nötige Wissen über den sinnvollen Biozideinsatz und mögliche Alternativen zu chemischen Methoden vermittelt werden.

Laut Umweltbundesamt ist es Ziel des Biozid-Portals, Menschen qualifizierte Informationen zu geben, wenn sie aufgrund bestimmter Situationen Biozid-Produkte einsetzen wollen oder müssen. Im Interesse der Gesundheit und der Umwelt soll die Bewusstseinsbildung zu möglichen Risiken im Umgang mit Bioziden gefördert werden. Insbesondere werden Informationen über vorbeugende Maßnahmen und biozidfreie Alternativen bereitgestellt, mit denen der Einsatz von Biozid-Produkten minimiert oder ganz vermieden werden kann.

So muss z.B. bei Kleidermotten nicht gleich zur Giftkeule gegriffen werden, wenn man richtig vorbeugt. Die mögen nämlich einige Düfte überhaupt nicht und meiden unter anderem Lorbeerblätter, Lavendel, Nelken, Zedernholz, Pfefferminze, Patchuli oder Thuja (ätherisches Öl vom Lebensbaum). Einen vollkommenen Schutz gegen zufliegende Motten bieten die Düfte allerdings nicht, und liegt der Befall bereits vor, helfen ätherische Öle kaum. Allerding muss auch hier nicht gleich die chemische Keule geschwungen werden. Zerstörte Textilien sollten in Platiktüten verpackt und über den Hausmüll entsorgt werden. Kleiderschränke können ausgesaugt und mit Essigwasser gereinigt werden. Potenzielle Eier in scheinbar nicht befallenen Kleidern lassen sich durch einwöchiges Einfrieren bei -18° C abtöten.