Ich bin, also zeichne ich
Zwei großartige Ausstellungen mit Zeichnungen gibt es seit letzter Woche in Bonn und Turku
Bonn / Turku (sc). Die wohl älteste Form des künstlerischen Ausdrucks ist die Zeichnung (älteste Funde sind ca. 22000 Jahre alt). Von der unmittelbaren, improvisatorischen Bewegung reicht sie bis zum komplexen Bild der Welt, von der Aufzeichnung individueller Erfahrung zur Gebrauchsgrafik in der Alltagskultur, vom Konzept zur Reportage.
In der Schule lernen wir alle, dass Zeichnungen entweder mittels Bleistift, Holzkohle oder Tusche zu entstehen haben, schon wer mit einem simplen Kugelschreiber anrückt, wird vom Lehrer im allgemeinen schief angeguckt. Dass die Palette der Mittel schier unendlich ist und durchaus auch mit nicht traditionellen Mitteln gefüllt werden kann, hat das Bonner Kunstmuseum schon in früheren Ausstellungen bewiesen.
So konzentriert sich auch die Ausstellung Linie Line Linea auf den weiten Raum der Möglichkeiten, den die auf eine Fläche gezeichnete Linie eröffnet. Im Museum Ars Nova in Turku ist der Ansatz der Ausstellung Because of Me I Draw the Line ein ähnlicher, wenn auch völlig anders. Kuratorin Mari Rantanen hat hier 8 schwedische Künstlerinnen eingeladen, ihren Umgang mit der Materie zu zeigen und zu erklären.
Und vermeintlich seltsames ist hier zu sehen. Man kann eine Zeichnung durchaus mit alten Strumpfhosen und Leim zuwege bringen, es muss nicht immer der gute alte Bleistift sein. Beide Ausstellungen zeigen unterschiedliche Positionen der Künstler und eindrucksvolle Werke. Begnügt man sich in Turku mit einer Darstellung schwedischer Gegenwartszeichnung in Finnland, möchten die Bonner hingegen ihre Botschaft in die Welt hinaus tragen. In Zusammenarbeit mit der IfA-Galerie werden die Zeichnungen nach der Premiere in Bonn in verschiedenen Kontinenten zu sehen sein.
Linie Line Linea ist noch bis zum 16. Mai in Bonn zu sehen, Piirrän viivan itselleni (Because of Me I Draw the Line) bis 25. April in Turku.