Eine Schifffahrt, die ist lustig
(sc). Viele Wege führen bekanntlich nach Rom. Für Finnland gilt dasselbe. Ein schöner und relativ entspannender Weg ist der über Schweden mit der Fähre von Stockholm wahlweise nach Turku oder Helsinki.
Für mich ist es heute der umgekehrte Weg. Auf der Reise zum ESC nach Kopenhagen, begebe ich mich auf die Tagesüberfahrt mit der Viking Amorella in Richtung Stockholm.
Bei den Finnen erfreuen sich die sogenannten Kreuzfahrten großer Beliebtheit. Kreuzfahrt heißt hier, man bleibt etwa 24 Stunden auf einem Schiff und ist dann wieder da, wo man losgefahren ist. Wenn alles glatt läuft, haben dann haben alle mindestens einmal einen prächtigen Rausch gehabt oder sind noch betrunken und vor allem haben sie Unmengen billigen Alkohols oder billiger Lebensmittel für daheim.
Die Meute muss natürlich bespaßt werden und es gibt tonnenweise Unterhaltung auf allen Fähren. Faustregel ist: Je preisgünstiger das Ticket, desto mehr wird unterhalten. Das Geld muss schließlich irgendwie in die Kasse kommen.
Eine halbe Stunde nach dem Ablegen spielen im Café der Amorella ein Sänger und ein Keyboarder zum Tanz auf. Begrüßungstanz für die Älteren unter den Passagieren ist angesagt. Ich schaue mir das eine Weile an und mag sogar den ein oder anderen Song. Das Meer sei ihm Mutter, Schwester und Braut zugleich, singt der Mann. Mehr verstehe ich mit meinem Finnisch nicht. Erinnert aber irgendwie an Element of Crime (ich liebe die See und sie liebt mich auch). Bevor sie ‚Love Me Tender‘ vergewaltigen können, flüchte ich lieber und bekomme gerade noch den Anfang von ‚Besame Mucho‘ auf Finnisch mit.
Ich lande im Funclub, der gerade unbesetzt ist und kann mich ohne nennenswerte Beschallung meiner Arbeit widmen. Das funktioniert etwa eine halbe Stunde lang; ich habe die Rechnung ohne den Sänger gemacht. Nach dem Begrüßungstanz ist der nämlich für Bingo zuständig, und das fängt jetzt im Funclub an. Wieder mache ich mich vom Acker.